Abschied

„Ohne unser Gestern, würd` ich mich heut nicht so auf morgen freuen…“
Johannes Oerding



Abschied nach 40 gemeinsam gelebten und geliebten Jahren im
Katholischen Familienzentrum / Kita St. Franziskus-Xaverius



Das letzte Quartal 2023 hat begonnen und wir sind im goldenen Oktober während ich diese Zeilen schreibe. Die Natur verändert sich und auch ich gehe in den Herbst meiner Lebenszeit - wie passend merke ich gerade.

Mein Abschied rückt immer näher - so nah und doch noch unvorstellbar - auch wenn diese Entscheidung mein eigener, gut überlegter Wunsch war.

Bereits im Jahr 1965 fing mein Weg in dem ehemaligen Kath. Kindergarten St. Franziskus-Xaverius noch auf der St. Franziskusstr. in einer Gruppe bei Tante Ruth (Frau Ruth Donnerstag) an.

1964 läuteten noch um 12:00 Uhr die Glocken und waren für mich ein sicheres Zeichen, dass meine Spielzeit zu Ende war und ich nach Hause gehen durfte.

Heute läuten (zu meinem Bedauern) keine Glocken mehr und ich verlasse die seit 2009 zum Kath. Familienzentrum zertifizierte Kindertagesstätte nur zur Pause manchmal gegen
12:00 Uhr, meistens jedoch zum Feierabend gegen 16:30 Uhr.
Erstkommunion, Firmung und tragende Erinnerungen an die Zeit mit Pfarrer Heribert Löcherbach, Frank Heidkamp, Thomas Selg und so viele Pfarrer und Kapläne, die ich erleben durfte und eine ausgelassene Jugendzeit in SFX begleiten mich in diesen Wochen des Abschiednehmens.

Mit Kindern Zeit verbringen, sie zu begleiten, zu fördern und fordern hat mich schon immer erfüllt und so kann ich sagen, dass ich mit meiner Berufswahl Erzieherin zu werden meiner Berufung gefolgt bin.

Nach vier Jahren Ausbildung und zunächst zwei strengen, aber lehrreichen Jahren im Katholischen Kindergarten St. Hildegard in Flingern begann im Sommer 1984 meine Zeit als Erzieherin in St. Franziskus Xaverius.

Die Zeit der Gruppenleitung in der 1987 in Düsseldorf erstmalig neu gegründeten „Düsseldorfer Familiengruppe“, damals noch in den Räumen des heutigen Klosters auf der St. Franziskusstr. 5, zählt heute - im Rückblick - zu einer meiner mir persönlich wertvollsten.

Hier konnte ich mit meinen lieben Kolleginnen dem Namen „Familiengruppe“ und meinem Anspruch an Bildungsarbeit mit 15 Kindern und drei Fachkräften in Vollzeit in einer großen „Wohnung“ wirklich gerecht werden.

Für diese einmalige Zeit und die wunderschönen Erinnerungen danke ich besonders Astrid Wurm, Anne Steins als Krankenschwester (die Stelle gab es damals noch für die besonders pflegerischen Bedürfnisse der Säuglinge ab 4 Monaten), Ursula Mann und Michaela Behr.

So viele Erinnerungen/Bilder und Verbindungen aus dieser „Guten alten Zeit“ zu Kolleginnen und Familien, die bis zum heutigen Tag zählen und gehalten haben.

1997 führte mich das Schicksal nach etwas mehr als zwei Jahren Erziehungszeit für meine Tochter erneut in die Einrichtung.

Hier traf ich wieder auf mein „altes“ Team mit Frau Gerda Tegtmeier und konnte zunächst als pädagogische Fachkraft in Teilzeit, Gruppenleitung der Düsseldorfer Familiengruppe und dann als stellvertretende Leitung weiter Verantwortung für die Bildung und Betreuung der uns anvertrauten Kinder übernehmen.

Im Jahr 2005 trat Frau Tegtmeier ihren wohlverdienten Ruhestand an und ich übernahm die Leitung der Einrichtung, in der ich als Kind selber gespielt hatte. Meine enge und tiefe Bindung an Gemeinde und Kita konnte somit noch vertieft werden.

2009 wurden wir ausgesucht, uns zum Familienzentrum auf Landesebene und Kath. Familienzentrum zu zertifizieren. Als relativ neue Leitung einer fünfgruppigen Einrichtung und alleinerziehende Mutter war das nur mit einem wirklich starken Team, meiner lieben Familie, und einer sehr geduldigen Tochter im Hintergrund möglich.

Ganz besonders zum Tragen kam hier das große Glück, Frau Harren-Renk (in der Funktion der Co. Leitung) und ihren Ehemann Michael Renk an meiner Seite zu haben.

Eine außergewöhnliche Zeit, in der wir viele Stunden im Homeoffice in Hellerhof oder mit Mehrarbeit bis zum späten Abend in der Kita verbracht haben.

Bis zum heutigen Tag empfinde ich unsere Zusammenarbeit als großes Geschenk, Segen und etwas einmalig Besonderes.

Kongenial haben wir mit ganz viel „Herz, Hirn und Humor“ nicht aufgegeben und neben dem normalen Alltag in einer Kindertagesstätte die Zertifizierung damals bis heute halten können.

Als wohl einmaliges Ereignis und allen Kritikern zum Trotz bewiesen Frau Harren-Renk und ich im Jahr 2009, dass wir uns mit unseren Stärken nicht nur wunderbar ergänzen, sondern uns mit unserem Tausch der Leitungsfunktion gegenseitig noch mehr zur Entfaltung bringen konnten.

Es ist nicht selbstverständlich, sein ganzes Berufsleben leidenschaftlich ausüben zu können; sich von einer Kollegin, Th. Selg 20 Jahre lang als Träger, einer lieben Familie und einem starken, beständigen Team so getragen zu fühlen.

Ohne all diese Menschen, besonders die ganz Kleinen und die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Ihren Eltern, den vielen Kooperationspartnern, Kolleginnen und Kollegen in der Gemeinde, hätte es mich so in meiner Arbeit nicht geben können.

Der Glaube nennt das Geschenk des Guten-Segen. Ich glaube fest an diese große segnende Kraft.

So danke ich Euch, Ihnen allen und Gott an dieser Stelle für den Segen, der mir all die Jahre in den vielen Herausforderungen immer wieder Freude, Kraft, Mut, Hoffnung und Glück geschenkt hat.





Das Lied von J. Oerding geht weiter mit den Zeilen:

Wir haben viel erlebt

Ne Geschichte die uns ewig bleibt

Wir haben viel gesehen

Dass es gut für hundert Leben reicht

Ist es nicht das was zählt…

Mit Blick auf alle Veränderungen, die jetzt schon da sind und noch auf den Elementarbereich und unser Kath. Familienzentrum zukommen, ist es genau dieses viel Erlebte in den vergangenen 40 Jahren, welches nun zählt.

Ende Februar 2024 werde ich in die Altersteilzeit gehen, und bin tief berührt und mehr als dankbar, dass diese für mich wertvolle Möglichkeit so mit vollstem Verständnis von Frau Harren-Renk selbstlos unterstützt wird.

Nun sind es nur noch wenige Monate…

Ich wurde „eingeladen“ im Rahmen unseres traditionellen Krippenspiels am

Mittwoch den 13.12. um 16:00 Uhr gemeinsam mit Frau Johanna Ullrich und Frau Beate Alberti „Abschied“ zu feiern.

Traditionen, Rituale, Werte, Musik und unseren Glauben leben haben in meinem Leben immer Priorität gehabt. Welch ein Geschenk somit die Idee von Frau Harren-Renk, diesen Tag für meinen Abschied zu wählen.

Etwas Neues wird geboren, Altes erhalten und weitererzählt - welche Symbolik.

Großer Dank meine liebe Lucia und Euch, liebe Kolleginnen, Kinder, und Ihnen allen, von denen ich noch nichts weiß, schon an dieser Stelle.

Wenn Sie sich mit mir, Frau Ullrich, Frau Alberti und unserer gemeinsamen Zeit in SFX verbunden fühlen und aus der Krippenfeier ein Abschiedsfest für uns werden soll, dann fühlen Sie sich nun alle bitte ganz herzlich eingeladen und halten sich diesen Nachmittag frei.

Wir dürfen uns überraschen lassen (fällt mir nicht leicht), aber ich übe mich ja schon seit einiger Zeit auf neuen Wegen.

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge, aber in tiefer Dankbarkeit, freue ich mich nun sehr auf die Qualität der zweiten Lebenshälfte und besonders auf mehr Zeit für meine Familie und meine Rolle als stolze Oma.

Am Ende leihe ich mir Worte meiner Lieblingstheologin, Schriftstellerin und Poetin
Ch. Brudereck und hoffe in diesem Sinne auf viele wunderbare Begegnungen aus unserer Zeit in SFX:



Dass unsere guten Erinnerungen stark bleiben

Dass die Liebe, die wir erlebt haben, uns hält

Und die Geschichten, die wir erleben durften, uns im Vermissen beschützen.

Eure/Ihre Ursula Over, Frau Ovi.